Teil 4, Modul 4/5: Reine Gefühlswörter benutzen

Laut Gopal gibt es im Grunde nur drei reine Gefühle: Freude, Traurigkeit und Wut. Freude taucht auf, wenn wir uns verbunden fühlen, mit anderen Menschen oder auch mit der Natur oder dem Universum. Traurigkeit fühlen wir, wenn wir uns nicht genügend verbunden fühlen, wenn es uns an Nähe fehlt. Wut fühlen wir, wenn jemand (tatsächlich oder vermeintlich) unsere Grenzen überschreitet. Beim EM geht es vor allem darum, diese drei Grundgefühle immer wieder mitzuteilen, wenn sie in uns auftauchen.

Neben den drei Grundgefühlen gibt es weitere Wörter, die beim EM als Gefühle gelten, wie z.B. Dankbarkeit, Neid oder Einsamkeit. Bei diesen Gefühlen sind die Grundgefühle ein wenig durch Gedanken eingefärbt. Dankbarkeit kann man z.B. verstehen als Freude, verbunden mit dem Gedanken, etwas geschenkt zu bekommen. Dem Neid liegt Wut zugrunde, verbunden mit dem Gedanken, dass jemand anders etwas hat, was uns fehlt. Die Einsamkeit beruht auf Traurigkeit, gekoppelt mit dem Gedanken, dass wir nicht genug Verbindung haben. Diese Wörter werden beim EM ebenfalls als Gefühle mitgeteilt, z.B.: „Ich fühle Dankbarkeit“ „Ich fühle Neid“ oder „Ich fühle Einsamkeit“.

Daneben gibt es aber auch Wörter, die im EM nicht als Gefühle verstanden werden, weil sie mehr gedankliches Konzept sind als tatsächliches Gefühl. Dazu gehört z.B. die Unsicherheit, die auf der gedanklichen Einschätzung basiert, dass eine Situation für uns nicht sicher ist. Ein anderes Beispiel ist die Verbundenheit, bei der es sich um den Gedanken handelt, dass wir mit anderen verbunden sind. Weitere Beispiele für solche Konzeptwörter sind Verwirrung, Widerstand, Zweifel und Leidensdruck.

Gopal betont allerdings, dass es nicht sinnvoll ist, ein für allemal festzulegen, wo genau die Grenze verläuft, was ein Gefühl ist und was keins. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man ständig darum kreist, was richtig ist und was falsch, anstatt sich ganz auf das Mitteilen einzulassen. Im Zweifelsfall gilt es, das, was man wahrnimmt, auf die einzelnen Ebenen herunterzubrechen, das heißt, Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen getrennt voneinander mitzuteilen, um möglichst unidentifiziert zu sprechen.

Das sollte man vermeiden:

So geht es richtig:

Ich fühle Unsicherheit.

Ich spüre Anspannung im Körper. Mein Kopf denkt, dass die Situation für mich nicht ganz sicher ist. Mein Kopf denkt, dass mein Nervensystem die Situation als bedrohlich einschätzt.

Ich fühle Widerstand gegen die Situation.

Ich fühle Wut. Mein Kopf denkt, dass ich einen Widerstand gegen die Situation habe.

Ich fühle Leistungsdruck.

Ich spüre Anspannung im Körper. Mein Kopf denkt, dass ich unter Leistungsdruck stehe. Mein Kopf denkt, dass ich beurteilt werden könnte.

Ich fühle Verbundenheit.

Ich fühle Freude. Mein Kopf denkt, dass wir verbunden sind.